Rechtsoffen??? – Niveau unten!!!
oder auch
Warum man Frei.Wild als Profilsong hat und warum man sich für derartiges rechtfertigen muss.
Immer wieder wird man in einer unaufgeklärten und oberflächlichen Gesellschaft wie dieser mit dem Thema „Grauzone“ konfrontiert. Anklagen gegen Personen, Musikgruppen und Veranstalter werden laut, welche sich mit dem eindeutigen politischen Standpunkt beschäftigen. Viele Menschen tauschen in ihrer Freizeit den Verstand gegen einen Pinsel und beginnen mit der Schwarz-/Weißmalerei. Obwohl derartige Schnürsenkelpolitik im Grunde keinerlei Beachtung wert ist, sehen wir es als unsere Pflicht, engstirnige Bürger nicht dem Schicksal des Häppchen Journalismus zu überlassen.
Eine kleine Plauderei aus dem Nähkästchen:
Vor kurzem protestierten einige Jugendliche vor allem online gegen fragwürdige Machenschaften der Stadt Riesa und vor allem gegen die Toleranz gegenüber der NPD in der Sportstadt. Das Feedback diesbezüglich war enorm, teils erfreulich, teils lächerlich. Einige Stimmen wurden laut, welche empört beschrien, dass ein Veranstalter mit rechtsoffenen Konzerten nicht das Recht habe, sich über belangloses Vorgehen im Stadtgeschehen zu beschweren. Gemeint war das Konzert am 05.02. im OJH Riesa. Zu Gast war Toxpack aus Berlin. Streetcore. Warum könnte man Toxpack als rechtsoffen bezeichnen? Was macht diese Band zur Grauzone?? Vielleicht ist es die Stadt Berlin? Die Frisur? Das Hemd? Keiner weiß es, denn dazu müsste man recherchieren. Man müsste sich informieren, sich mit dem Kontext beschäftigen und vor allem müsste man nachdenken. Selbst nachdenken. Warum sollte man dies tun, wenn es doch viel einfacher ist, vorgekaute mundgerechte Stücke zu fressen und zu schlucken. Wenn man sich mit Toxpack nicht nur als Band, sondern auch als Menschen auseinandersetzt, merkt man, dass hier enorm gegen rechtes Gedankengut gekämpft und engagiert wird. Man findet weder doppelzüngige Aussagen noch stößt man auf zweifelhafte Auftritte. Vehement wird sich dagegen gewehrt, in eine rechtsoffene Schublade gequetscht und auf Grund inhaltsloser Anschuldigungen infantiler Gestalten als „Grauzonen Band“ beschuldigt zu werden.
Es ist nichts schrecklicher als eine tätige Unwissenheit.
Eine ganz andere, wesentlich brisantere Problematik umgibt 4 Männer aus Südtirol. Wer zum Thema Frei.Wild recherchiert stößt auf so vieles, vor allem viel Merkwürdiges. Wo ist eigentlich dieses Südtirol? So ganz im Klaren scheint man sich da nicht zu sein. „Der Sänger war Mitglied in einer Nazi Partei in Italien!“, schreit es aus einer Ecke. „Der Burger ist Mitglied in einer rechtsradikalen Partei in Österreich!“, brüllt es aus einer anderen. Ja was denn nun? Italien? Österreich? Österreich ist ja quasi Bayern. Und Bayern ist Deutschland. Also war er Mitglied in der NPD. Oder nicht? Ja klar, genauso ist es! Südtirol ist doch auch nichts anderes als Deutschland, warum also großartig drum herum reden?! Frei.Wild sind rechtsoffen. Eindeutig Grauzone. Punkt!
Haben wir mit diesem Statement deinen Geschmack getroffen? Sprechen wir dir damit aus der Seele? Kniest du jetzt nieder und denkst dir „Ja! Endlich habt ihr es begriffen!“??
Dann müssen wir dich leider enttäuschen! Wie gut hat Deutschland bei der Pisa Studie eigentlich in Geschichte abgeschnitten? Oder anders gefragt: Wie gut kennt sich ein deutscher Staatsbürger nicht nur mit der eigenen, sondern vor allem mit der Geschichte anderer Länder aus? Antworten auf derartige Fragen wären sicher hilfreich um zu verstehen, wie ungemein abnorm die Gedankengänge von Spießbürgern sein müssen, um aus dieser Problematik heraus einen Grauzonen Stempel für Frei.Wild zu erschaffen. Dabei macht es die Band doch jedem Interessierten leicht und veröffentlicht die komplette Geschichte des Fleckchens Südtirol auf ihrer Homepage. Damit müsste es doch wohl jedem, der ernsthaft in Erwägung zieht, sich mit diesem Kontext zu beschäftigen, möglich sein, einen entsprechenden Einblick in diese Misere zu erhalten. Wobei auch hier gilt, nicht nur schlucken, sondern auch eigenständig denken. Wie schon anfangs erwähnt, scheint dies ein Grundproblem der Gesellschaft zu sein. Man muss nichts hinterfragen, solange es andere portionsweise vorlegen. Man schreit lieber laut auf und äußert Kritik an einem Profilsong, der die Maßgabe für Gut und Böse verkörpert. Hiermit zitiere ich gern einen Frei.Wild Flyer aus dem Jahre 2008 wo es heißt: „Wir wissen es nicht, denken aber, es ist […] für jeden schlecht informierten Frei.Wild Hasser was dabei. Wer sucht, der findet… Getreu diesem Motto holt euch den Pokal – den Pokal für ignorantes oberflächliches Spießbürgertum in eurem Kampf gegen aufklären und hinterfragen. WIR singen derweil weiter über Fußball.
Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen.
Scheinbar ist die Thematik der Grauzone das neue Arschgeweih der Gesellschaft. Jeder will mitreden können. Ernsthafte Recherchen und Auseinandersetzungen sind nicht gefragt. Viel lieber bewirft man andere Leute mit Dreck. Man fegt vorzugsweise die Straßen der Nachbarschaft, statt die eigene Einfahrt zu säubern. Anstatt zu versuchen, jedes einzelne ihm unbegreifliche Objekt in eine Schublade zu zwängen, sollte man doch wenigstens versuchen, sich einer gewissen Flut an Informationen zu stellen und mit wachem Geist abzuwägen, statt mit blindem Zorn zu verurteilen.
Last Statement:
Frei.Wild und Toxpack sind nur einige Bands, bei denen wir uns von dem Vorwurf der Rechtsoffenheit distanzieren und keinerlei Angriffe diesbezüglich via SMS, Mail oder Kommentar gegen die eigene Person oder die der Band dulden.
personal remark: Die Tatsache, dass gerade diese beiden Bands Inhalt dieses Berichtes sind, tut wohl vor allem den Betroffenen weh. Leider war es auf Grund der lauter werdenden Debatte unumgänglich. Sorry Martin!