Für all die hier, die kein Bild+ haben,. möchte ich den Artikel nicht vorenthalten:
Sie sind die bösen Buben der deutschen Musikszene: Frei.Wild! Keine andere Band erhitzt die Gemüter so stark wie das Quartett aus Südtirol (Italien).
Doch dem Erfolg schadet es nicht – im Gegenteil: Ihr aktuelles Album „Opposition“ ist nun bereits seit 2 Wochen auf Platz 1 der Charts.
BILD sprach mit Sänger Philipp Burger (34) über die anhaltende Kritik an der Band, sein Verhältnis zu den Böhsen Onkelz und seine Vorliebe für Helene Fischer.
BILD: Euer aktuelles Album „Opposition“ ist die dritte Scheibe auf Platz eins. Hast du dich langsam an den Erfolg gewöhnt?
Philipp Burger: „Nein, und das will ich auch nicht. Man sollte Erfolg genießen, denn er ist ein sehr vergänglicher Gefährte.“
Auch dieses Mal gab es wieder Kritik an der angeblich rechten Ausrichtung der Band. Nutzt euch diese Antipathie mehr als dass sie euch schadet?
Burger: „Nein. Welchen Nutzen sollen wir denn bitte daraus ziehen? Konstruktiver Kritik nimmt man sich sehr gern an, aber was teilweise über uns geschrieben wird, ist einfach nur unglaublich.“
BILD: Oft wird dir vorgeworfen, dass du auf klare Fragen keine klaren Antworten lieferst.
Burger: „Es gibt so viele klare Statements von mir. Ich frage mich immer, ob die überhaupt jemand lesen will? Für viele Medien ist es doch viel stimmiger, wenn wir die bösen Nazis sind. Auch wenn folgendes Zitat bereits zig Mal aus meinem Munde kam, wird es auch dieses Mal nichts bringen: Ich finde Nazis zum Kotzen, finde sie scheiße, bescheuert und absolut widerlich.“
BILD: Trotz aller Kritik hat man das Gefühl, dass die Diskussionen nicht mehr so stark sind wie vor zwei Jahren.
Burger: „Das stimmt und das freut uns auch wirklich. Als Sieger muss man sich deshalb aber auch nicht sehen, vielmehr ist es ein schönes Gefühl, dass es auch in dieser Sache aufwärts geht. Man merkt, dass es mehr und mehr Menschen gibt, die das Thema Frei.Wild konstruktiv und professionell behandeln. Eine solche Entwicklung wäre bereits vor Jahren wünschenswert gewesen.“
BILD: Es gab nicht wenige Menschen, die hofften und glaubten, dass mit dem Comeback der Böhsen Onkelz, das Phänomen Frei.Wild verschwindet. Doch der Erfolg des neuen Albums zeigt das Gegenteil. Hattest du auch Angst um deine Band?
Burger: „Wenn ich ehrlich bin, nein. Wir haben seit Jahren eine treue Fanfamilie, die vielfältiger nicht sein könnte. Aber auch die Onkelz haben auch bemerkt, dass Frei.Wild während ihrer Auszeit ihren damaligen Platz eingenommen haben. Aber auch hier, wir wünschen, egal ob den Onkelz, den Hosen, den Broilers, den Ärzten oder auch Kraftklub, alles Gute für ihr Schaffen und ihren Werdegang. Wer erkennt, wie groß die Welt und Musiklandschaft ist, erkennt auch, dass Platz für alle da ist. Auch für uns. Zum Glück.“
BILD: Glaubst du, dass Frei.Wild und die Onkelz irgendwann mal zusammen auf einem Event spielen?
Burger: „Nein, das glaube ich nicht, auch wenn so ein Event die Millionen-Besuchergrenze sprengen würde.“
BILD: Wie ist denn dein Verhältnis zu den Onkelz?
Burger: „In den vergangenen Jahren gab es leider immer wieder kleine Giftpfeilchen von Stephan Weidner, die mit wachsendem Erfolg immer stärker wurden. Wir verstanden die Motivation dahinter tatsächlich nicht, vor allem aber schmolz unsere Sympathie für ihn, die ganze Band und vor allem, die ab dann nicht mehr ernst zu nehmenden Inhalte seiner Songs. Es waren keine wirklich schmerzhaften Pfeilchen, aber sie waren in unseren Augen nicht nachvollziehbar. Auch weil wir uns immer für die Onkelz ausgesprochen haben. Leider zerbrach durch das Onkelz-Comeback auch das bis dato sehr freundschaftliche Verhältnis mit Gonzo, den wir als wirklich guten Freund mehr als nur in unser Herz geschlossen hatten.“
BILD: Versöhnung ausgeschlossen?
Burger: „Nein, es besteht Redebedarf, und wenn die Zeit da ist, dann werden wir uns vielleicht an einen Tisch setzen und die Vergangenheit bereinigen. Ich glaube, die stürmischsten Winde sind auf beiden Seiten zu leichten Brisen geworden. Und mal im Ernst, wir sind Rockbands und keine Kuschelrock-Acts, etwas Stunk gehört nun mal einfach zum Naturell verzerrter Gitarrenklänge. Ich glaube auch, dass sich Dinge drehen und positiv verändern können. Der Blick geht jedenfalls in eine versöhnliche Richtung.“
Beim Echo wart ihr zusammen mit den Onkelz, Helene Fischer und Andrea Berg nominiert. Siehst du Gemeinsamkeiten?
Burger: „Ja, weil wir alle in Menschen positive Emotionen wecken und dabei eingängige, nachvollziehbare Rhythmen und Melodien haben. Die Musik ist nah am Leben und scheint den menschlichen Grundbedürfnissen nach Freundschaft, Liebe und Geborgenheit am nächsten zu kommen.“
BILD: Magst du Helene Fischer?
Burger: „Mögen? Wir lieben sie (lacht). Helene Fischer verkörpert in absoluter Perfektion, dass ein Mensch sowohl Model, Sängerin, Entertainerin, Tänzerin und vor allem sympathische Businessfrau sein kann. Eigentlich ist es fast schon ungerecht anderen gegenüber, dass ein Mensch so dermaßen viele Talente haben kann. Ich habe sie vor wenigen Monaten kurz getroffen – einfach ein großartiger Mensch. Ich musste sofort ein Foto machen.“ (lacht)
BILD: Lust auf ein Duett in der Zukunft?
Burger: „Was für eine Frage... wer würde da nein sagen?“
BILD: Wie läuft es derzeit auf Tour?
Burger: „Es ist wunderbar, wieder unterwegs zu sein und immer wieder tolle Menschen zu sehen. Wir sollten aber echt weniger Bier trinken, manchmal ist das Erwachen am Tag darauf doch etwas zu hart für über 30-Jährige.“
BILD: Bist du vor einem Konzert noch nervös?
Burger: „Und wie! Das ist auch gut so. Wenn ich nicht nervös wäre, würde es sich für mich nicht mehr echt anfühlen. Weil wir so nervös sind, kommt es ja erst zu den zu vielen Bieren.“ (lacht)
BILD: Was machst du nach einer Show als Erstes?
Burger: „Hat vier Buchstaben, fängt mit B an und hört mit R auf.“
BILD: In deinen Texten präsentiert sich die Band als echte Einheit. Rappelt es bei euch dennoch auch mal?
Burger: „Nein, so richtig gestritten haben wir uns noch nie. Das ist eigentlich auch deshalb unglaublich, weil wir vier doch wirklich alles andere als gleiche Charakterzüge haben. Manchmal diskutiert man, aber immer respektvoll, auf Augenhöhe und vor allem nie hinter dem Rücken. Das ist glaube ich auch das Erfolgsrezept dieser Formation, über etwaige Probleme gemeinsam zu reden.“
BILD: Auf was könntest du auf Tour verzichten?
Burger: „Kopfschmerzen!“
BILD: Was ist das Erste, das du machst, wenn du nach einer Tour nach Hause kommst?
Burger:
„Ich umarme meine Familie und die Welt.“