5000 Fans feiern umstrittene Band Frei.Wild
5000 Fans haben am Sonnabend die umstrittene Band Frei.Wild in der Swiss Life Hall gefeiert. Die Band ist erfolgreich und polarisiert. Beim vorherigen Konzert von Frei.Wild in Hannover protestierten noch 300 Demonstranten vor dem Capitol – doch je erfolgreicher die Band wird, desto leiser werden auch die Kritiker.
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5000 Fans kamen in die Swiss Life Hall, um Frei.Wild zu sehen.
Quelle: Frank Wilde
Hannover . Philipp Burger ist in Fan-Dingen nahe bei Hansi Hinterseer. Während der große Blonde mit seinen Anhängern auf Berge wandert, gibt Burger den Botschafter Südtirols. Alle sollten ihn und die Band da besuchen kommen, dort, wo es so schön ist, ruft der Sänger von Frei.Wild 5000 Fans in Hannover zu. Burger spricht die Fans der ersten Reihe an, lässt die Sicherheitsleute Wasser verteilen, bittet darum, Frischluft in die stickige Halle zu bringen.
Kritiker werfen den Südtirolern vor, völkische Ideologie zu verbreiten und Gewalt zu propagieren. Die Band wehrt sich dagegen, gibt aber auch Fehler zu und positioniert sich heute offen gegen Rechtsextremismus. Frei.Wild ist weiter eine streitbare Band, die polarisiert – und dabei mit dem Album „Opposition“ auf Platz eins der Charts eingestiegen ist.
„Willkommen in der Opposition“
„Willkommen in der Opposition“, ruft Burger den 5000 Fans zu. Opposition, Albumtitel, Tourmotto, Leitspruch der Band. Dann gibt es mehr als zwei Stunden ordentlich Spektakel, mit Feuer und Funkenregen, einfachen Deutschrock-Wahrheiten und auch mal einer Ballade auf dem Barhocker. Es geht um Heimat, Freundschaft, Gegenwind im Alltag, Liebe – Dinge aus dem Leben, wie es Burger nennt. Hunderte männliche Fans toben mit freien Oberkörpern im Innenraum, gegen die Wärme, gegen den Nachbarn. Man rempelt, man hilft sich hoch, man klatscht wieder mit schweißnasser Haut aufeinander.
5000 Fans haben am Sonnabend die Frei.Wild in der Swiss Life Hall gefeiert. Die Band ist erfolgreich und polarisiert.
Beim Konzert im Capitol in Hannover vor mehr als zwei Jahren hatten etwa 300 Demonstranten am Schwarzen Bären gegen die Band protestiert. Frei.Wild ist seit ihrer Gründung umstritten, nicht nur, weil Sänger Philipp Burger vorher bei der Band Kaiserjäger rechtsextreme Texte sang. „Dieses Mal lieben uns die Leute“, sagt Sänger Philipp Burger. Die Polizei hatte für das Konzert am Sonnabend in der größeren Swiss Life Hall einige Einsatzfahrzeuge vor der Halle postiert, Arbeit gab es für die Beamten dieses Mal nicht. Burger erzählt von der Gegendemonstration beim Capitol-Konzert. Es scheint, als würde er ein wenig verbalen Radau vermissen.
Vor dem Konzert von Frei.Wild demonstrierten 300 Kritiker der umstrittenen Band am Capitol in Linden-Mitte.
Ein paar Anhängern geht es am Stand mit den Fanartikeln wohl ähnlich wie Burger. „War schon geil“, sagt einer. Er meint den Ärger am Capitol. „Bisschen was los“, sagt ein anderer mit freiem Oberkörper, der sich gerade mit neuem T-Shirt eindeckt. Kaum ein Fan ist ohne T-Shirt von Frei.Wild angereist. Darauf ist dann zu lesen, wie sich Anhänger und Band so positionieren dürfen: Opposition, Gegengift, Leckt uns am Arsch. Manche tragen auch T-Shirts der Böhsen Onkelz oder der Krawallbrüder. Auf letzterem steht: „Das Wort alleine lügt nicht, die Presse stinkt“.
Auf dem Weg zum erfolgreichen "Egalrock"
Auch Sänger Philipp Burger geht kurz auf das ein, was er als mediale Vorverurteilung versteht. Man komme gerne nach Hannover, trotz der Gegendemo, trotz der Presse. Großes Hallo im Saal, alleine für ein Stichwort, Presse, zu dem Burger gar nichts weiter anfügt. Ein Wort wie „Lügenpresse“ würde Burger nicht benutzen. Die Fans, sagt Burger, sollen die Texte auf ihr Leben übertragen. Wenn er Lieder singt wie „Wir brechen eure Seelen“ können sie also selbst entscheiden, wer für Fans die „Wichser united“ sind oder die „ganzen Denunzianten, bei denen in erster Linie Menschen ohne Eier rumtanzen.“
Kritiker von Frei.Wild können, auch wenn das merkwürdig klingen mag, auf den Erfolg der Band hoffen. Die Band wird größer werden. Es wird noch mal einen Skandal geben, dann vielleicht ein Skandälchen, aber die verbalen Waffen werden stumpfer. Das ist der Weg zum erfolgreichen Egalrock, von dem Bands wie die Toten Hosen ein Lied singen können.
Von Gerd Schild
Quelle : HAZ