Liebe Band und Crew,
ich habe gestern in Kempten mein drittes Frei.Wild-Konzert der HaW-Tour genießen dürfen und es hat sich mal wieder bestätigt, wie gut Frei.Wild als Live-Band funktionieren.
Aufgrund einer OP eine Woche zuvor habe ich auf den Pit vor der Bühne verzichtet und es mir am Rand schön gemütlich gemacht, mit optimaler Sicht durch die stufenartige Hallensituation!
Leider habe ich dadurch mal wieder vermehrt mit bekommen, was die Band und die Feierwütigen vorne am Bühnenrand wohl nicht bekommen: je weiter man nach hinten geht, desto übler und ekliger wird das Publikum. 2 Beispiele von gestern: ich musste nach 10 Minuten meinen Platz räumen, nachdem mir durch meinen Vordermann das kalte Kotzen gekommen ist: ein kleiner untersetzter Mann mit altmodischem Ziegenbart mit einem zugegebenermaßen wirklich hässlichen Reenie im Arm. Er trug ein Shirt mit einem durchgestrichenen schwarz-weißem Paar mit dem Schriftzug in altgothisch "I don´t mix!". Als wir ihn auf sein T-Shirt angesprochen haben und ihm gesagt haben, was er für ne arme, bittere Sau ist hat er uns nur mit dem hohlen, nichtssagenden Blick eines Stammtiasch-Parolen-Trottels angeschaut.
Wie gesagt, daraufhin Platz gewechselt und gedacht, dass dumme Ausnahmen immer wieder die Regel bestätigen. Aber es kam noch besser. Bei "Land der Vollidioten" hatte ich ein Mädelspaar vor mir. Diejenige, die am lautesten beim Fefrain mitgegröhlt hat, trug ein Shirt der Band "Odins Erben". Wer sich ein wenig in der Szene auskennt, weiß etwas mit dem Bandnahmen anzufangen ...
In Stuttgart wurde an der Eingangstür zwar sporadisch kontrolliert, trotzdem konnte man im Saal einige übelste Hass- und fremdenfeindliche Parolen auf Shirs, Jacken und Buttons bestaunen und ich musste mich fragen, wo zur Hölle ich hier gelandet war.
In Gosheim bei der Christmas-Tour bin ich direkt zum Konzert, rein in die Menge und danach sofort gegangen, so dass ich über die Situation dort nicht sagen kann.
Dennoch, liebe Band "Frei.Wild", ich bitte Euch als leidenschaftlicher Hörer Eurer Musik, stärker, vor allem vor Ort auf Konzerten, viel stärker Stellung zu beziehen, als dass Ihr dies bisher tut. Es genügt nicht, gegen jede Form von Extremismus zu sein. Denn wo fängt Extremismus an? Ein Shirt mit dem Druck "i don´t mix (races)!" oder "Deutsch und stolz durch Gottes Hand" sind siche kein Fall für den Verfasungsschutz!
Aber mir als Konzertbesucher kommt die Galle hoch, wenn ich "meinen Abend" mit solch wiederlichem Gesindel teilen muss.
Selbst eine Onkelz-Zeile wie "und hier ein paar Worte an die rechte Adresse .." (den Rest kennt Ihr :-)) stellt sich eindeutig auch gegen allgemeine rechte Gesinnung – und nicht nur gegen die wirklichen Hardcore-Nazis. Denn gerade die sind heutzutage eh nicht mehr anhand der Klamotten aus zu machen.
Phillip, du legst großen Wert auf deine Ansagen, die dir zum Großteil auch vortrefflich gelingen. Nutze deinen Einfluss, den du bei deinen Zuhörern hast und rede bei "Land der Vollidioten" nicht nur über die Kontroverse, die der Song ausgelöst hat. Mach den Leuten klar, dass sie Ihre &$%%§ braunen Klamotten zu Hause lassen dürfen. Ich habe nichts gegen (unpolitische) Skins, nichts gegen OIs, einer meiner Bekannten ist aktiver SHARP Skin ... aber diese degenerieten Bauerntrottel, die sich auf irgendwelchen Kirmes-Dorffesten ihre "Deutsche, schlaft nur mit Deutschen"-Shirts kaufen sind doch nicht Euer Zielpublikum? Und wenn ja, dann möchte ich nicht mehr dazu gehören.
Und bitte kommt mir jetzt nicht mit "So lange die sich benehmen, dürfen sie auf unsere Konzerte". Da, wo ich herkomme und so, wie ich erzogen wurde, definiert sich Demokratie und ein friedliches Miteinander weit jenseits solcher Stammtisch-Sprüche, die nichts mit Feiern, Eurer Musik und dem, was Ihr versucht, zu vermitteln, zu tun haben. Die müssen sich nicht mal daneben benehmen, um unangenehm auf zu fallen. Denn sie tragen diese Shirts bewusst und zwingen mich damit, mich, ob ich es will oder nicht, mit denen auseinander zu setzen.
Ich möchte den Tag erleben, an dem Phillip die Ansage macht, dass sich Leute mit solchen Textilien nicht mehr auf FW-Konzerten blicken lassen müssen (übrigens ein pikantes Detail: die vorhin angesprochene Dame mit dem ODIN-Shirt wurde von einem Journalisten fotografiert – die Kamera mit entsprechendem Zoom-HighEnd-Objektiv sprach jedenfalls dafür – während vor ihr die Band gespielt hat. Bin schon mal gespannt auf den Artikel im Kemptener Tagblatt, genau diesen Gossenjornalismus befürchte ich schon!!).
Frei.Wild, bitte seht ein, dass Ihr mit einem, wenn auch sehr geringen Anteil, an solch einem Publikum nie aus dem Nimbus einer leicht braun attestierten Deutschrock-Band heraus treten werdet. Mit solch einer Fanschaft habt ihr die Pest am Bein, die ihr nie wieder abschütteln könnt, wenn ihr nicht eindeutig Stellung bezieht und Eure Security zu noch stärkeren Kontrollen ermutigt. Ich erinnere mich mit großer Freude an das legendäre Onkelz-Konzert, in welchem Stephan eigenhändig mit einem Sprung ins Publikum dem rechten Gesocks den Ausgang gezeigt hat. Bitte tut das, wenn schon nicht körperlich, dann wenigstens mit Worten!
An die Band und an alle FW-Fans, die wie ich auf die Texte, die Musik und die Party-Stimmung aus sind: helft mit, die Konzerte "sauber" zu halten und rechtes Gedankengut vor der Halle zu lassen! Die Typen sind meist feiger als Nachbars Lumpi, sprecht sie drauf an und ihr werdet sehen, wie schnell die ihren Zipfel einklemmen!
Mich würde abschließend interessieren, ob ich der einzige bin, dem ein Abend bei Frei-Wild durch solch ein Publikum fast schon versaut werden kann? Stören Euch solche "Fans" nicht in Eurer Liebe zu Band?
Eure Meinungen bitte!
Cheers und ein schönes Wchenende!
razy