Guten Abend!
Ich möchte Euch ein paar Dinge sagen:
(1) Ich war im letzten Sommer zum ersten Mal in Südtirol im Urlaub und finde die Natur, die Kultur und die Gegend absolut klasse! Noch in Kastelruth habe ich begonnen, mich stärker mit Euch zu beschäftigen. Seit diesem Urlaub kann ich Euch viel besser verstehen als vorher. In Südtirol fühle ich mich wohl, und das hat mich sehr überrascht - ich bin eigentlich kein Freund von Bergen und Hügeln.
(2) Ich finde die Art und Weise der Berichterstattung problematisch. Wir haben offensichtlich das Problem, dass die Redaktionen inzwischen durch Einsparmaßnahmen so sehr ausgeblutet sind, dass halbwegs anständige Recherche kaum noch möglich ist und man voneinander oder auch von irgendeiner Nachrichtenagentur - so viele gibt es auch nicht mehr! - abschreibt. Die Konzentration der Medienlandschaft ist besorgnis erregend. Das beziehe ich nicht nur auf die Berichterstattung Euch betreffend, sondern generell auf die deutsche Medienlandschaft.
(3) Ich bewundere die Band für die Ruhe, mit der sie auf die Kritik eingeht. Aus meiner Sicht ist die Kritik unberechtigt. Ich halte Eure Texte, auch die kritisierten, nicht einmal grenzwertig. Man muss sich halt mal die Songs ganz anhören, und vielleicht mit der Erinnerung an einen Südtirol-Urlaub verknüpfen.
(4) Meine Frau ist in ihrer Kindheit und Jugend so gut wie jährlich in Südtirol im Urlaub gewesen - mit einer katholischen Reisegesellschaft. Sie erinnert sich z.B. an die schwerbewaffneten Carabinieri an der Siegessäule und am Stadtpark in Bozen, die auf sie bedrückend gewirkt haben. Aufgrund dieser Erinnerung kann sie auch den Text von "Südtirol" verstehen.
(5) Was ich sehr schlimm finde, ist dass Freiwild inzwischen an mehreren Orten quasi ausgeschlossen wird, obwohl sie - z.B. im Gegensatz zu den Ärzten, die ja auch auf ihrer Webseite zum Echo was geschrieben haben - nicht einmal ein einziges indiziertes Lied im Repertoire haben. Wenn die Ärzte z.B. "Geschwisterliebe" live instrumental spielen und die Fans singen, finden das alle originell. Wenn die Toten Hosen das Altbierlied anstimmen , ist es auch ok. Wenn Freiwild aber auf seriöse Art und Weise die Heimat besingt, rümpfen manche die Nasen. Passt irgendwie nicht zusammen.
(6) Apropos Heimatlieder - was ist mit den Liedern der Schwaben, Bayern, und all dem, was auf Volksfesten, auf dem Wasen, auf dem Oktoberfest in den Bierzelten geschmettert wird? Tut mir leid, aber ich erkenne vom Text her keinen Unterschied zwischen der Bayernhymne, Schwabenliedern und "Südtirol" von Freiwild.
(7) Der Ministerpräsident von Baden-Württemberg, Winfried Kretschmann, bekennt sich offen zu Fehlern in seiner Vergangenheit. Ich erwähne ihn beispielhaft für viele Menschen, die heute anders denken und handeln als in ihrer Jugend. Man muss anerkennen, wenn jemand den Mut hat, öffentlich Fehler einzugestehen, und nicht dann auch noch auf ihn einprügeln.
So, das wars was mir spontan zu der aktuellen Diskussion in Deutschland einfällt. Oh, eines wollte ich noch sagen: Ich finds total interessant, dass im deutschsprachigen Raum so vielfältige Redewendungen existieren. Ich habe auf Südtiroler Onlinemedien folgende gelesen: "Weswegen in Südtirol kein Hahn von der Stange fallen würde, sorgt derzeit für große Wallungen jenseits des Brenners." Vielleicht sollte jenseits des Brenners sich etwas von der Südtiroler Gelassenheit abschauen.
Danke für Eure Musik.