FREI.WILD INTERVIEW COLUMBIA CLUB 04.11.2009

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FreiWild-02158“Yellow River” schießt es mir durch den Kopf als wir die Katakomben des Columbia Clubs hinunter steigen auf der Suche nach dem Tourmanager von FREI.WILD.
Gelbe Wände um uns herum, ein Traum für jeden Fotografen ! (Ironie Pur!) Schnell ist der Tourmanager gefunden und auf gehts in die Garderobe von FREI.WILD, wo die Jungs uns mit knurrendem Magen erwarten, aber hart ist das Leben eines Rockstars – erst das Interview dann gibts zu essen.Schon beim Eintreten in die Garderobe schlägt uns Sympathie pur entgegen, und es lässt sich gleich erkennen, dass die Jungs schlicht aus dem Leben kommen .Schnell steht ein Bier für mich auf dem Tisch und gleich daneben das Diktiergerät, alles nett um den Tisch gerobbt und schon gehts los mit der ersten Frage;

Here we go!

Holger: "Gliedert Ihr Euch eigentlich selber unter Punk ein ?"

Frei.Wild: "Jein,, wir haben in unseren Songs zwar punklastige Strecken, aber im allgemeinen ist es doch wohl eher Deutschrock."

Holger: "Durch das Internet werdet Ihr überwiegend als Punkband dargestellt, aber wenn ich Euch so vom Alter her sehe, muss ich Euch fragen, wie definiert Ihr Punk eigentlich? Ist Punk für Euch eine Musikrichtung oder eine Bewegung / Lebensstil ?"

Frei.Wild: "Was wir mit Punk am Hut haben, ist weniger die typische Lebensphilosophie sondern mehr die Einfachheit, wie unsere Songs gestrickt sind, 3 bis 4 Akkorde, Melodie und ne geile Hookline sollten drin sein und letzten Endes nicht zu kompliziert das Ganze.Und das ist auch die Musikrichtung die uns gefällt. Es ist schwer sich selber mit der Musikrichtung einzuschätzen, und zum anderen auch als Aussenstehender richtig bewertet zu werden.

Allerdings würde es von der Rotzigkeit und den Texten her schon zum Punk passen, denn wir schreien auch alles raus selbst wenn wir nicht diese „Ich scheiß auf alles“ Mentalität haben, auf dieser Welle schwimmen wir seit Anfang an. Wir waren ja auch schon zu alt für die reine Revolution gegen die Welt als wir angefangen haben."

Holger: "2001 seid Ihr zusammen gekommen, habt Ihr Euch denn im Vorfeld schon alle gekannt ?"

Frei.Wild: "Philipp und Christian haben sich schon als Jugendliche gekannt, und haben sich auch ein paarmal getroffen, Philipp und Jonas auch. Philipp und Jonas haben angefangen und Christian wurde gefragt, ob er mitmachen will, und Zegga haben wir auf der Strasse aufgelesen.Zegga hat vorher 8 Jahre in einer Musik-kapelle Clarinette gespielt, das passte gut, war ein gutes Omen, der kann auf jedenfall Bass spielen.(allgemein kugelndes Gelächter an dieser Stelle vom Interview) Also der klassische Weg, kein Casting, mehr eine Sauftour."

Holger: "Textlich kann man Euch ja schon bei den Ärzten oder den Toten Hosen anlehnen, es handelt sich ja hier mehr um Situationen aus dem Alltag, wie Probleme mit Alkohol oder ohne Alkohol ( angemerkt von Philipp).Wie entstehen bei Euch die Songs oder Texte?"

Frei.Wild: "Die meisten Texte schreibt Phillip, daher beziehen sich die meisten Texte auch auf seine Erfahrungen. Er hat das Talent dazu, der wacht nachts auf, singt seine Idee aufs Handy und schläft gleich weiter, das könnte uns anderen nie passieren.Phillip: Ohne scheiß, ich wache manchmal nachts auf und es kommt vor, dass ich schon eine fertige Melodie im Kopf habe und dann muss ich es aufnehmen. Bei uns entstehen die Songs so, dass wir am Anfang eine Melodie zusammen basteln und dann der Text dazu kommt.Ich gehe dann schon mit dem fertigen Song, abgespeichert im Kopf, in den Probenraum, und dann hilft Jonas mir.
Danach wird gebastelt, bis alle 4 zufrieden sind.Viele der Songs betreffen ja nur mich, und da gibts denn hin und wieder die Situation, wo einer sagt, dass sehe ich aber nicht so, und das machts interessant die Texte so zu bearbeiten, dass wir alle Einflüsse auf einen Nenner bekommen. Dadurch haben wir auch nicht einen Song, der nicht allen 4 gefällt."

Holger: "Und Der Erfolg spricht ja für sich! Ausverkauft der Columbia Club, was selbst viele eingesessene Bands nicht mehr schaffen.Seid Ihr eigentlich auch im nahen europäischen Ausland bekannt ? Sind Leute schon auf Euch aufmerksam geworden, oder ist es durch die deutschen Texte nicht so gegeben?"

Frei.Wild: "Wir spielen auf jedenfall in der Schweiz, aber um bekannt genug zu werden, helfen einem die großen Medien diesbezüglich nicht sehr, wir brauchen eine starke Fanbase, was in der Punk und Oizine passiert, die haben zwar ganz kleine Auflagen, agieren aber international. Dafür sind wir auch richtig dankbar, durch unsere Fanbase sind wir ja auch nach Wacken gekommen. Und dort waren sie richtig erfolgreich! (Anmerkung von Holger).Rammstein zum Beispiel ziehen durch deren bombastische Show, dass ist bei Frei.Wild natürlich ganz anders. Wir leben auf bei textsicheren Fans die mitsingen, ansonsten könnten wir uns im entferntesten auch mit keiner anderen Band messen.Der Sprung, um im Ausland erfolgreich zu sein ist noch ne ganze Ecke weg ;wir leben von Fans, die von vorn bis hinten alles mitsingen, ganz klar sind unsere Livekonzerte eine grosse Party!"

Holger: "Wie oder was, hat sich musikalisch bei euch verändert, mittlerweile seid Ihr ja schon mit der 6. Cd raus."

Frei.Wild: "Grundsätzlich hat sich die Qualität der Aufnahmen verbessert, denn die ersten beiden Cd’s haben wir im Proberaum aufgenommen.Aber das ist wie bei einem Fotografen, der wahrscheinlich mit einer „Wegwerfkamera" beginnt und das ist auch bei uns mit dem Equipment. Wir finden das „scheiße“ wenn man ein Album komplett aufnimmt, und es denn mit einem anderen Mix abmischt. Das bringt nur Unruhe rein.Wir spielen die Songs einzelnd und neu ein, dazu haben wir im Forum auch eine Umfrage gestartet.Wir haben schon gedacht, die Fans würden uns belächeln und sagen, jetzt nehmen sie schon ein „Beste Of“ Album auf, aber
dadurch, dass wir in den letzten beiden Jahren über 100 Shows gespielt haben war ganz wenig Zeit neue Songs zu machen. Wir hatten einige, das wäre aber zeitlich nicht hingekommen, außerdem vertreten wir die Meinung, man muss den Leuten immer was Neues bieten wie Aktionen im Internet, oder wir machen auch Fantreffen, wo dann mit Zelten hin gefahren wird. Letztendlich sind wir dann aber alle nochmal zusammen gekommen und haben uns überlegt, wie wir es allen recht machen, wir haben beschlossen wir nehmen ein „Best of“ Album auf, aber eines, wo die Songs komplett anders klingen und packen nochmal 6 komplett neue Songs mit drauf. Damit haben wir durchweg positive Bewertungen bekommen, welche man ja auch an der Chartplazierung sieht.Wir wollten mit diesem Album ja auch viele neue Fans gewinnen, das war ja auch der Hintergedanke."

Holger: "Wo entwickelt Ihr Euch hin, gibt`s ne Zielsetzung bezogen auf eine Location in der Ihr gerne mal Auftreten würdet oder ein besonderes Festival?"

Frei.Wild : "Das entwickelt sich immer weiter. Vor 9 Jahren haben wir angefangen, da wars cool, überhaupt in Deutschland auf einer Bühne zu spielen und so hats sich entwickelt.Unsere Erwartungshaltung wird auch immer wieder gedämpft.Aber bis hierher verlief die Tour auch super, alles ausverkauft, kein Stress, keine Probleme, kein Garnichts."

Holger: "Wie gehts nach der Tour weiter?"

Frei.Wild: "Erstmal runter kommen und dann die letzten 4 bis 5 Songs noch vorproduzieren. Im Dezember kommt nochmal einen „X-Mas Tour“ zwischen Weihnachten und Silvester und im Januar sind wir bis ca. Mitte Februar im Studio und dann wieder den ganzen „Müll“(O-ton Philipp – Gelächter) Proben und ab März gehts wieder los mit Konzerten.Allerdings werden wir im kommenden Jahr nicht mehr so viel und überall spielen wie dieses Jahr. Es steckt ja auch Familie im Hintergrund."(Philipps Freundin ist schwanger und er wird gegen Ende Januar Papa)

Holger: "Dann noch bitte zum Abschluss ein letztes Wort an unsere Leser von more-metal.com."

Frei.Wild: "Metalheadz !Benehmt euch wie die Metalheadz auf Wacken , seid allen anderen Musikrichtungen gegenüber offen und tolerant,wie es die Metalheadz auf Wacken zu uns waren. Es gibt ja nicht nur Metal, wenn wir Metal zwar auch geil finden, aber wenn ihr euch anderen Musikrichtungen widmet werdet ihr auch dort geile Bands finden.Wir wollen uns nicht hervorheben, aber es gibt viele andere Bands, die richtig gut abrocken."

Holger: "Wie haben Euch die Leute auf Wacken angenommen?"

Frei.Wild: "Hammer! Wir haben auf der Wildstage gespielt, dort passen knapp 10.000 Leute rein und das war voll, selbst vor dem Zelt haben noch an die 3000 Leute mitgefeiert. Das war für uns das Größte! Dabei hatten wir unheimlich Bedenken, dass die dort anfangen uns auszupfeiffen. Aber wir haben festgestellt, es gibt kein toleranteres Publikum als Metalheadz, die Fans haben mitgesungen und unsere Titel sogar gekannt!"

Holger: "Danke Jungs, alles Gute noch für die laufende Tour!"

Abschliessend mein Fazit;

Super Jungs, Hammer Musik! Besser nicht verpassen!

QUELLE: http://www.more-metal.com/joomla/index.p…id=36&Itemid=68