Frankfurt - Volkstümler? Rechts-Populisten? Rassisten? Nazi-Rocker? Oder doch „nur“ konservative Antifaschisten? Die Brixener Band Frei.Wild, zweifelsfrei die derzeit umstrittenste Combo der Szene, brennt in der restlos ausverkauften Jahrhunderthalle ein wahres Deutschrock-Spektakel ab.
Der Tour-Titel „Opposition“ ist dabei Motto und Programm. Nach Rechtsradikalen, Neonazis oder anderen Gesinnungs-Idioten sucht man vergeblich - die Security hat Langeweile. Muss die unappetitliche Legende von den „böhsen Onkelz aus Südtirol“ also neu geschrieben werden?.
Keine Ahnung, wie das bei den Konzerten in Hamburg oder München ausgesehen hat. Medial überliefert ist nur: Hier wie dort war die vorauseilende Empörung heftig. Linke, Grüne und Tugendwächter diverser Couleur warnten unisono vor der „Saat der Intoleranz“ oder „völkischem Gedankengut“. Es gab Petitionen und Proteste gegen den „Soundtrack von Pegida“ und die „ultranationalistische Heimatideologie“. Kurz: Wann immer Sänger Philipp Burger und seine Patrioten-Kapelle angekündigt sind, macht sich reflexartig Alarmismus breit. Schaut man sich dann mal einen solchen „Skandal-Gig“ aus der Nähe an, ist die Verblüffung groß. Natürlich, das was sich in den brüllend wuchtigen 120 Minuten vom Opener „Wir brechen eure Seelen“ bis zum regulären Set-Finale („Das Land der Vollidioten“) abspielt, taugt nicht zum Kindergeburtstag.
Ein krachendes Rockkonzert
Es ist ein krachendes Rockkonzert. Frei.Wild 2015, das ist nach einem Sabbatjahr zunächst das neue, gerade an die Charts-Spitze gestürmte Album mit dem brachialen Titelsong „Luaa-Rock´n Opposition“. Vor allem aber der hartnäckige alte Mythos von den Rechtsrock-Extremisten. Die bunt gewürfelte Fangemeinde zeigt kollektive Trotz-Reaktion, die sich auch in einer unfassbaren Stimmung Luft macht - Pogo-Tänze und „Oh wie ist das schön“-Chöre inklusive. Zwischendurch gibt´s denn auch Lieder zum Hinsetzen, „Du bist sie“ oder „Wie ein schützender Engel“, mit Akustikgitarre und Barhocker.
Links? Rechts? gar nicht so leicht zu verorten. Zumal ganz findige Mahner Frei.Wild mittlerweile schon ihre Uneindeutigkeit vorwerfen - und Messages, die statt Nazi-Mief nun eben „subtil vaterlandsideologische Coolness“ verströmen. Aber womöglich liegt ja auch Buchautor Klaus Farin richtig: Er hat die Band zwei Jahre unter die Lupe genommen - und sie als „Südtirols konservative Antifaschisten“ ausgemacht. Rechts also, mit Tendenz zu Rechts außen - was sie in einer runden Welt schon wieder ganz in die Nähe von Campinos linksalternativen „Hosen“ rücken würde. Ganz schön kompliziert, die Sache mit dem Deutschrock.
Quelle: Link