"ORKUS" Interview zu "FdF" mit Philipp Burger

  • "Feinde deiner Feinde"
    Der ORKUS schreibt dazu folgendes:

    Frei.Wild

    „Ich glaube, dass ich ein guter Mensch bin.“
    „Wenn jemand die heilige Kaffeemaschine anbetet – von mir aus.“
    „Offenbar sprechen wir wohl vielen Leuten aus der Seele.“


    Es ist fast schon beängstigend, mit welcher Leichtigkeit die Südtiroler von Frei.Wild zum Sprung auf den Deutschrock-Thron angesetzt haben. War das vergangene Album Gegengift bereits ein starkes Amtsbekenntnis, so werden sie mit Feinde deiner Feinde ihre Herrschaftsansprüche endgültig in Stein meißeln. Wir haben uns mit Sänger Philipp Burger über das neue Album, unterhalten.

    Orkus: Hallo Philipp, zunächst natürlich Glückwunsch. Mit Mono Inc. ist eure erste gesignte Gothic Band sofort auf Platz 6 der Charts gesprungen.
    Philipp Burger: Das ist für unser Label Rookies And Kings natürlich eine tolle Sache. Es zeigt, dass sich die Kraftanstrengungen aller Beteiligten ausgezahlt haben. Top 10 ist nun mal eine tolle Sache, da müssen wir gar nicht groß drum herum reden. Aber gleich auf Platz 6 ist natürlich über jeder Erwartung.

    O: Wird alles zu Gold, was Frei.Wild derzeit anfassen?
    PB: Nein, natürlich wird nicht alles zu Gold. Aber es ist Tatsache, dass im Moment jedes unserer Produkte in die Charts einsteigt. Selbst mit Frei.Wild peitschen wir sogar schon mit den Singles hoch. Dies zeigt, dass das Label und der Vertrieb ein gutes Händchen haben und die Qualität stimmt. Bei uns ist alles Selfmade – das merken auch die Fans und honorieren dies.

    O: Für was steht der Albumname Feinde deiner Feinde?
    PB: Es ist im Grunde der Name der neuen Frei.Wild-Ära. Mit den 21 Tracks der Limited Edition beginnt sie. Rein musikalisch zieht sich kein roter Faden durch das Album – jedoch inhaltlich. Es werden Themen beleuchtet, die sowohl Freund als auch Feind sein können – jedoch auch beides vereinen können. Die Themen sind nah am Leben und sollten von jedem verstanden werden. Das Leben besteht aus Gut und Böse. Ein Feind stellt das Böse dar, der Feind deines Feindes kann aber etwas Gutes sein. Muss nicht, aber kann so sein. Dennoch soll der Titel natürlich auch etwas Spielraum für die eigene Fantasie übrig lassen.

    O: Der Begriff Feind ist ein negativ konnotierter Begriff – dennoch ist das Album eher lebensbejahend, oder?
    PB: Es ist extrem lebensbejahend. Auch ist eine Band wie Frei.Wild, selbst wenn das von vielen Menschen nicht so gesehen wird, sehr offen im Umgang mit eigenen Fehlern. Das war auch bei uns früher anders. Da haben wir lieber geprotzt, als unsere weichen Seiten zu zeigen. Wir machen die Songs zunächst für uns. Wir vier müssen dahinterstehen. Es gab in den vergangenen Jahren immer Momente, in denen wir kurz davor waren, das Handtuch zu werfen. Doch wir haben es immer geschafft, aus diesen Erfahrungen etwas Positives herauszuziehen. Es gibt wenig auf der Welt, was nicht etwas Positives mit sich bringt.

    O: Wann ist für dich die richtige Zeit für das Schreiben deiner Musik und Texte?
    PB: Ich arbeite Gott sei Dank nicht nachts und das Recht kann ich mir im Moment auch nehmen. Die meisten Musiker sind eher Nachtschwärmer. Ich bin dagegen totaler Frühaufsteher. Mein Tag fängt um 6 Uhr an und hört gegen 23 Uhr auf. Vielen Leuten würde das auch gut tun, wenn sie mal ihren Tag umstellen würden. Ich habe früher auch oft nachts gearbeitet. Der Input der Welt sieht bei Tag wesentlich besser aus als bei Nacht. Das hat wohl was mit der Dunkelheit zu tun (lacht). Dieses Album ist jedoch nicht nur ein Frühaufsteher-Album geworden, sondern auch eines, welches durch den Einfluss verschiedenster Kulturen entstanden ist. Ob in Griechenland, Spanien, Malta – je nachdem, wo ich mich befunden habe, habe ich Songs geschrieben. Und das hört man den Songs an. Jede Umgebung, jedes neues Land bot Inspiration. Manche Songs sind aber auch nachts auf Autobahnen im Tourbus entstanden, wenn ich mal wieder nicht schlafen konnte. Das wurden dann eher die aggressiven Songs (lacht).

    O: Mit Wer wenig schläft, ist länger wach gibt es auch einen Song über die eben angesprochenen Schlafstörungen. Du hattest früher oft damit zu kämpfen. Sind die Zeiten vorbei?
    PB: Jeder hat mal eine scheiß Nacht. Offenbar hat kein Mensch das Recht, 365 Tage im Jahr guten Schlaf zu haben. Das geht halt nicht. Dennoch sollte man ein Schlafproblem ernst nehmen – nicht weniger als ein Drogen- oder Alkoholproblem. Und ich denke auch, dass jeder Mensch selber Schuld an solchen Problemen ist. Auch ich hatte Schuld an meinen heftigen Schlafstörungen vergangenes Jahr. Zum Glück sind diese Teil der Vergangenheit. Mein Vater sagte immer, dass jeder Mensch ein Säckchen Energie von Gott bekommen hat. Wenn man damit nicht haushaltet, muss man sich nicht wundern, wenn der Körper irgendwann verrückt spielt. Zum Glück kann sich der Körper wieder erholen, sonst hätte ich auch schon zwei Herzinfarkte hinter mir.

    O: Mit Aus Traum wird Wirklichkeit
    PB: Es macht keinen Unterschied, ob die Fans, vor allem die weiblichen, wissen, ob wir Nachwuchs haben oder nicht. Trotzdem sag ich, dass die Familie privat bleibt. Es ist das allerwichtigste für mich und soll nicht leiden unter der wachsenden Bekanntheit. Da in Südtirol eh jeder jeden kennt, haben wir uns gesagt, dass es nichts bringt, daraus ein Geheimnis zu machen. Eine normale Rockband wird wohl aber meistens vom Fremdvögeln, rumhuren oder Machogelaber singen. Wir wollten das nicht, sondern lieber unsere echten Gefühle rauslassen. Dieser Song gehört unseren Kindern. Die Leute sollen sehen, dass wir keinen Bogen um solche Themen machen. Dennoch weiß ja keiner, wie die Kinder aussehen oder heißen, ob wir vergeben sind oder nicht.

    O: Also habt ihr keine Angst, dass die weiblichen Fans sich von euch abwenden?
    PB: Kinder zu haben, zeugt ja auch von einer gewissen Potenz – die wir scheinbar alle haben (lacht).

    O: Wie erklärt ihr euch, dass gerade Frei.Wild so einen Erfolgsweg beschreiten?
    PB: Ganz ehrlich, wenn ich die Formel für Erfolg wüsste, wäre keine Band erfolgreicher als die andere. Wir sind aus einer Nische gekommen und offenbar sprechen wir wohl vielen Leuten aus der Seele – gerade was unseren Reifeprozess betrifft. Und da geht es nur um die Menschen an sich, weniger in welcher Szene sie sich bewegen. Ich beharre ja auch nicht drauf, nur deutschen Punk zu hören. Jeder sollte seinen eigenen Horizont erweitern – das sagen wir auch in unseren Songs. Ich finde es schön, so viele Menschen mit meinen Songs zu berühren. Deswegen ist jeder bei uns herzlich willkommen – außer Menschen mit komischen politischen Einstellungen. Wir freuen uns über jeden Menschen, der zu uns kommt. Musik ist für alle da. Wir haben keine Lust, nur Musik für eine bestimmte Szene zu machen. Und, dass dies offenbar gelingt, ist wiederum ein mächtiger Antrieb für uns als Band.

    O: Apropos Antrieb für die Band. Ihr habt erneut mit Henning Verlage von Unheilig zusammen gearbeitet. Wie ist eure Beziehung?
    PB: Henning hat mit uns zwei Songs für das Album produziert. Ein dritter Song ist gerade in der Mache. Der kommt aber nicht aufs Album, sondern ist erst vor kurzen entstanden. Und da Henning die Arbeit mit uns Spaß macht, hat er ihn gleich übernommen. Henning ist ein toller Künstler – man sieht ja bei Unheilig oder Eisbrecher, wie weit er mit seinem Können gekommen ist. Für uns ist es auch super, ab und an mit Produzenten wie Henning zu arbeiten, um nicht auf der Stelle zu treten. Wir wollen weiterkommen, uns öffnen – da gibt es nicht besseres als mit Henning zu arbeiten.

    O: Du sprichst es gerade an: Es gibt schon wieder ganz neue Songs, abseits des neuen Albums. Gibt es auch Phasen bei Philipp Burger, wo er nicht an Musik denkt oder an neuer Musik arbeitet?
    PB: Nein, das gibt es nicht (lacht). Ich bin von Hause aus ein fleißiger Mensch. Da kommen wir wieder auf den Albumnamen zurück. Ich arbeite wirklich saugerne an Musik – aber das kann auch schnell mal nach hinten losgehen. Früher, als ich noch meine Zimmermannfirma hatte, habe ich nach Feierabend mich immer hingesetzt und habe auf meiner Gitarre Musik komponiert. Das war schon hart an manchen Tagen bzw. Nächten. Dieser Antrieb kann auch mal negative Folgen haben. Der Ehrgeiz kann Freund und auch Feind sein.

    O: Einer der neuen Songs heißt Zieh mit den Göttern. Glaubst du an Gott?
    PB: Natürlich bin ich ein gläubiger Mensch – wir wurden katholisch hier in Südtirol erzogen. Kommunion, regelmäßig in die Kirchen gehen – das gehört alles zu uns. Das hat auch nicht geschadet. Diese Erdung ist für eine Rockband auch nicht das Schlechteste. Aber jeder soll glauben, was er will. Und wenn jemand die heilige Kaffeemaschine anbetet – von mir aus (lacht). Solange der Glauben nicht in Extremismus endet, ist alles gut. Ich empfinde unseren Glauben auch nicht als besser als andere Glaubensrichtungen.

    O: Wird ein Philipp Burger eher im Himmel oder doch in der Hölle landen?
    PB: Gute Frage. Das kommt wohl auch darauf an, wie man Himmel und Hölle definiert. Vielleicht ist Himmel und Hölle all das, was die Menschen nach dem Ableben des Menschen über einen erzählen. Wenn dem so sei, würde ich wohl irgendwo in der Mitte herumschweben. Ich bin sicher eine Person, die viel Zündstoff in sich trägt und für viele Gutmenschen kein Idealwesen darstellt. Wenn ich es aber so auslege, wie es in der Bibel steht, denk ich schon, dass ich in den Himmel komme. Ich besitze viel Nächstenliebe und bin ein ehrlicher Mensch. Ich glaube, dass ich ein guter Mensch bin.

    Nachzulesen in der Oktober-Ausgabe des Magazins "Orkus":
    http://shop.orkus.de/themes/kategor…d&action=detail

    Dieser Beitrag ist all jenen gewidmet, die im täglichen Kampf gegen Rassismus Courage zeigen und dort ihr "Maul aufreissen", wo Unrecht an Mensch, Tier und Umwelt geschieht!

  • Zitat

    Es gibt schon wieder ganz neue Songs, abseits des neuen Albums.

    Na wenn kommt den nächstes Jahr das neue Album raus?? :rolleyes: :rolleyes:

    Ich werde die Scheiße nicht fressen
    Und sage was ich will
    Das ich wie alle gehorche
    Könnt ihr sowieso vergessen
    Ich werd die Scheiße nicht fressen
    Nenne Dinge beim Namen
    Nur die Dummen halten das Maul
    Und sagen immer ja und amen
    :thumbup:

  • Boar... du bist auch son kleiner miesmacher...

    Un wie man wird doch wohl mal noch fragen dürfen :D :D :D :D
    Aber naja man ist es doch eh schon gewöhnt das jedes Jahr nen neues Album kommt also warum noch fragen :rolleyes: :D

    Ich werde die Scheiße nicht fressen
    Und sage was ich will
    Das ich wie alle gehorche
    Könnt ihr sowieso vergessen
    Ich werd die Scheiße nicht fressen
    Nenne Dinge beim Namen
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    Und sagen immer ja und amen
    :thumbup:

  • ich finds gut, ein album und eine tour pro jahr ist in ordnung!!!
    so wirds nicht langweilig und leisten kann man sich das auch!!!

    Rechtschreibfehler sind beabsichtigt und dürfen behalten werden!!!

  • schönes interview :)

    Die deutschsprachige Rockband "Die Ärzte" lässt sich eindeutig der rechten Szene zuordnen, da sich ihre Musik dort einer großen beliebtheit erfreut.

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  • Mal ne Frage, jetzt wurde schon in mehreren Interviews von einem Song namens "Dafür sind Freunde da" berichtet, wo ist der drauf? Hab den Weder in den Tracklists von der Special noch von der Ituens deluxe Edition gesehen ..? Und nen Hiddentrack öffentlich zu erwähnen wer ja ein bisschen dämlich genau so wie nen non album Track von ner 3ten Single in einer Album Review :D ?

  • cooles Interview merci :daumenhoch:

    @ xFrei.Wildx wieder mal typisch, immer schön sticheln.


    Das ist kein sticheln das ist Tatsache.

    Ich werde die Scheiße nicht fressen
    Und sage was ich will
    Das ich wie alle gehorche
    Könnt ihr sowieso vergessen
    Ich werd die Scheiße nicht fressen
    Nenne Dinge beim Namen
    Nur die Dummen halten das Maul
    Und sagen immer ja und amen
    :thumbup:


  • Mit den Smileys oben kommt das ner Stichelei schon ziemlich nahe ..


    Wenn du meinst

    Ich werde die Scheiße nicht fressen
    Und sage was ich will
    Das ich wie alle gehorche
    Könnt ihr sowieso vergessen
    Ich werd die Scheiße nicht fressen
    Nenne Dinge beim Namen
    Nur die Dummen halten das Maul
    Und sagen immer ja und amen
    :thumbup: