Beiträge von Chighur

    GG Art. 2 (1) trifft hier wohl eher zu:

    Jeder hat das Recht auf die freie Entfaltung seiner Persönlichkeit, soweit er nicht die Rechte anderer verletzt und nicht gegen die verfassungsmäßige Ordnung oder das Sittengesetz verstößt.


    Darunter fällt im Übrigen auch das Tragen von Kleidung (Schleier, Kopftuch, Fan-Shirts etc.). Den einzigen Punkt den ich mir vorstellen kann im Rahmen einer Schule ist eine Störung der schulischen Ordnung. Die sollte aber gut begründet sein, wenn man ein solches Verbot durchsetzen möchte.

    Hallo zusammen,


    es ist schwierig eine allumfassende Rezension zu diesem Album zu schreiben. Daher vielleicht ein paar meiner vielen Gedanken zum Album selbst, zur viel besagten „Entwicklung“ und zu einigen Kritikpunkten im Thread.


    Ich persönlich habe keinerlei persönliche Erwartungen an das Album gestellt. Zugegeben: der Titel „Opposition“ ließ böses Blut erwarten, aber das dem überwiegend nicht so ist, braucht wohl nicht zur Diskussion gestellt werden. Das stört mich persönlich aber auch überhaupt nicht, denn ich bin kein Fan der „Sandkastenschippe-auf-den-Kopf-hau“-Methoden, wie sie vielerorts praktiziert werden und auch in F.W-Songs praktiziert wurden.


    Ich habe mir, wie immer in solchen Situationen, ganz ohne Medien- oder Communitymeinungen das Album mehrere Tage und Wochen angehört um mir frei von fremden Eindrücken ein Bild machen zu können. Ich war sehr von der Tiefe und Reife der Songs überrascht. Da ich persönlich sehr großen Wert auf den Inhalt und intelligente Wortspiele lege, achtete ich darauf natürlich vordergründig. Die Texte sind nahezu perfekt durchdacht, reel und greifbar. Mich mit jedem einzelnen identifizieren können zu müssen wäre aber verfehlt – trotzdem bin ich überzeugt. Mir entging dabei jedoch nicht, dass man sich stimmungstechnisch auf einer kleinen Achterbahn wiederfindet. Hierbei finde ich die Mischung aus „harten“ und „weichen“ Songs trotzdem ziemlich gut gelungen, womit ich zum Thema „Entwicklung“ überschwenken möchte.


    Ich höre immer wieder Aussagen, die sich auf die Entwicklungen von F.W oder anderen Bands beziehen. Dagegen stelle ich die Behauptung über „falsche“ Erwartungshaltungen. Eine Band ist kein statischer Gebrauchsgegenstand, der zu jeder Zeit das eigene Bedürfnis befriedigen kann. Hinter jedem Künstler, hinter jeder Band stehen Menschen, Menschen die sich selbst entwickeln, die Erfahrungen machen und ihre Ansichten & Meinungen ändern. Eben Menschen, die sich verändern. Mit ihnen verändert sich natürlich auch ihr „Lebenswerk“ und damit auch die Erscheinung des scheinbar „hoffentlich statischen Objekts“. Genau soetwas empfinde ich auch bei diesem Album. F.W scheint sich verändert zu haben. Sie sind nicht schlechter oder besser geworden, ich erkenne die Handschrift von F.W noch sehr gut wieder, aber sie sind anders geworden. Woran das liegt oder welche Gründe das haben kann, möchte und kann ich nicht beurteilen. Nur hat diese Veränderung dem Album keinen Schaden getan. Beispielsweise würde ich „Allein, ohne Dich, bei mir“ oder auch „Wie ein schützender Engel“ klar der „weicheren“ Seite des Albums zuordnen. Aber diese, wie auch viele andere Songs, beeindrucken mich mit der Kraft der Message, die sie zumindest zu mir tragen. Auf der anderen Seite gibt es echte Kracher wie „Luaa Rock'n Opposition“ und „Weil ihr gerne Kriege führt“, die sehr wohl an viel geforderte „alte Zeiten“ erinnern. Was damals war oder in Zukunft sein wird spielt hier, so glaube ich, keine Rolle. Man wird seinen Stand immer wieder neu definieren müssen – egal zu wem, egal zu was.


    Wer selbst einmal Texte geschrieben hat oder versucht hat welche zu schreiben (egal ob es dabei um Musik, ein Gedicht oder ähnliches ging) weiß, dass hinter jedem ausgereiften Text, der einem selbst und vielleicht auch anderen am Ende gefällt, ein Gefühl stand. Texte auf Geheiß zu schreiben, heißt immer auch sich banaler, fremdgeleiteter Phrasen bedienen zu müssen, die im schlechtesten Fall zu holprigen und unglaubwürdigen Textzeilen führen (können). Warum also nicht F.W einfach mal unterstellen, dass sie sich genau dem gewidmet haben, was sie zu gegebener Zeit bewegt hat. Vielleicht ist die Zeit der „Saufen, Fressen, Fi****“-Songs (symbolisch gemeint) einfach vorbei, vielleicht ist auch gerade einfach nicht ihre Zeit. Zumindest hätten derlei Songs nicht auf dieses Album gepasst.


    Mein großer Kritikpunkt – und damit pflichte ich einigen meiner Vorredner bei – ist das Verhältnis von Ankündigung und Produkt. Möge es der Vorfreude und Überschwänglichkeit geschuldet sein, sich nach einem Jahr endlich wieder zu haben – aber dieses sehr gute Album hält dem Vergleich mit der eingeforderten Erwartung sicher nicht bei allen stand. Hier wurde zu viel Krawall aufgeplustert und letztendlich nicht geliefert. Dies tut meinem sehr guten Eindruck über die Platte aber keinen Abbruch.


    Mein klein(st)er Kritikpunkt: ich würde gern eine CD aus der Hülle nehmen ohne den Eindruck zu haben sie zu zerbrechen :)


    Mein persönliches Fazit:
    „Opposition“ zu sein heißt anscheinend eben auch mal einfach das ganz persönliche Ding zu machen, ohne Erwartungshaltungen zu erfüllen oder auf die Gunst eines anderen erpicht zu sein - denn auch dies habe ich für mich als Kernaussage von F.W verstanden: Leben und leben lassen.


    PS: was mich auch sehr erfreut ist, dass ich nicht zum 5. mal verschiedenste (alte) Songs in abgewandelter Auflistung in meine Vitrine stellen muss. Den einen oder anderen Song drei bis vier Mal auf verschiedenen Platten im Regal zu haben reicht ja dann auch.


    In diesem Sinne: genießt es!