Der nette Mann benutzt rhetorische Stilmittel, die keinen Widerspruch dulden und denjenigen, der widerspricht, von vornherein dumm dastehen lassen. Beispiele aus dem Interview:
"es handelt sich um Rechtsrock." (Punkt. Aus. Keine Diskussion. Oder wollen Sie als Nazi dastehen?)
"Einen Stern gab es bekanntlich für... " (Bekanntlich. Was? Ihnen ist das nicht bekannt? Sind Sie doof? - Keiner will sich doof fühlen, oder?)
"Eine solche Haltung ist nationalistisch und undemokratisch." (Und wieder Punkt. Aus. Keine Diskussion. Oder wollen Sie als Nationalist und Antidemokrat dastehen?)
"Bekanntlich sind es Holocaust-Überlebende, denen Geschichte „noch Kohle bringt“ – weil sie Zahlungen des deutschen Staates für das unermessliche Leid erhalten, das ihnen von deutschen Nazis zugefügt wurde." (Und wieder dieses "bekanntlich". Und absolut kann es in dem Text nur darum gehen! Kein Widerspruch wird vom netten Mann geduldet! Punkt. Aus. Keine Diskussion.)
Ab da benutzt er in dem Interview diese Stilmittel nicht mehr. Weil er da dieses Interview im Griff und die Meinungshoheit erlangt hat.
Eigentlich sehr offensichtlich; dennoch scheint es ausreichend Journalisten zu geben, die auf dieses Stilmittel reinfallen.
Die Dame, die den netten Mann interviewt, ist ihm rhetorisch hoffnungslos unterlegen. Er scheint zu genießen, dass seine sprachlich höhere Kompetenz sich auch darin niederschlägt, dass er inhaltlich kompetenter wirkt als sie.
Ich finde, dass dieses Interview ein Paradebeispiel für jede rhetorische Schulung ist. Inhaltlich ist es völlig belanglos, weil derjenige, der interviewt wird, eine Basis suggeriert, die gar nicht existiert.