Für jeden!!!
Dass wir als Band, die es sich von vorne herein zur Aufgabe gemacht hat, Dinge zu besingen, die uns einfach wichtig sind, und tatsächlich nie Wert darauf gelegt haben, uns im typischen Fahrwasser der überall gehypten, politisch korrekten und dadurch vermeintlich bei allen Beliebten zu tummeln, ist durchaus korrekt. Auch, dass wir uns genau aus diesem Grund und vor allem in einem Land wie Deutschland nicht sonderlich über einige Aktionen gegen uns wundern, stimmt. Die Tatsache, dass sich über all die Jahre, vor allem aber seit diesem März, eine ganze Armee an Kritikern aus Politik, Medien, Bands und auch dem Privatbereich formiert hat und deren Salven nun fast tagtäglich auf uns einschlagen, ist bekannt. Damit haben wir gelernt umzugehen, wenn auch nur schwer. Letzten Endes reichen die Schikanen soweit, dass wir als Band in vielen Medien, aber auch unsere Fans in Frei.Wild-Klamotten auf der Straße, in Schulen, ja auch auf ach so liberalen Rockveranstaltungen als Nazis bezeichnet werden. Auch dieser Umstand ist allseits bekannt. Und doch sind wir vor allem was den Punkt mit unseren Fans betrifft, da angekommen, wo es anfängt, wirklich weh zu tun. Es ist einfach eine absolute Sauerei, ja eigentlich wirklich eine schreckliche Unart, die hier passiert. Lassen wir die ganzen anderen Geschichten wie Auftrittsverbotsforderungen, Diskussionsabende, die ohne uns selbst stattfinden (weil man der Band ja keine Bühne geben will), Mediamarkt-Absagen wegen eines durchgeknallten Linksradikalen in Jena, verwehrte Albumreviews in ganz vielen Zeitschriften, geforderte Songindizierungen oder private Drohungen gegen uns mal außen vor, die Palette geht mittlerweile ohnehin noch weiter. Irgendwo gibt es gar keine Möglichkeiten, in diese Dinge einzugreifen, sie klarzustellen oder gar aktiv dagegen zu agieren. Warum? Weil es allem Anschein nach ein wichtiger Lebensinhalt für viele ist, gegen das „böse Nazipack“ vorzugehen und sich selbst in Anerkennung zu sonnen.
Jetzt, wo das neue Album draußen ist, jetzt, wo die Tour anlief, jetzt wo die nächsten Wochen von „Still“ bevorstehen, ist man sich in der lieben, freien, doch so friedliebenden Anti-Frei.Wild- Liga einig. Jetzt muss auch in Hinsicht auf die Albumerscheinung alles geschehen, um hier ja kein „Frei.Wild“ in den vordersten Reihen der Albumcharts zu sehen. Illegale Downloadplattformen, die in manchen Portalen eine neue Art der Renaissance bescheren, sind nur ein Beispiel dafür, worum es diesen Menschen im Grunde geht - ja eigentlich nicht um das Wesentliche ihres „Dagegenseins“. Dass man hier und da wie auch beim beschmierten Bochum-Plakat nicht nur über eine eigentlich strafbare Sachbeschädigung hinwegsieht und über diesen Akt der Zerstörung und des in der Tat schrecklichen Rufmords in keiner Zeitung etwas lesen kann, scheint im Falle von Frei.Wild völlig normal zu sein. Dass einige dieser Online-Schmierfritzen ihre freie Zeit dafür nutzen, die auf Itunes und Co zu 99,99% überglücklichen Kundenrezensionen zu „Still“ zu trüben, ist auch eine Geschichte, die grundsätzlich unfair vonstatten geht. Das Album selbst, und da sind sich sowohl in der Band, in der Crew und ja eigentlich alle einig, ist ein Album, in das wir unser größtes, bisweilen intensivstes Herzblut gesteckt haben. Allein die Grenzelosreise und die mehrsprachigen Aufnahmen des Arschtrittsongs müsste zumindest für einige da draußen das Gefühl erwecken, dass sich Band und Fans ganz und gar nicht dort befinden, wo man uns vermutet. Egal, das Werk hier ist ein ernst gemeinter Gruß an die Welt da draußen, einfach allen mitzuteilen, dass wir Lust auf guten Deutschrock, diese Familie und diesen von Gott verdammten Rock`n`Roll haben, der uns von Anfang an miteinander verbunden hat und immer wieder glücklich macht. Nicht mehr und nicht weniger. Wir denken, das hört man nicht nur, nein noch anders, wir denken, das sieht man auch.
Es ist wie es ist, also friss oder stirb, diese Band hat keine Existenzberechtigung, ganz egal was geschieht, ganz egal, was geschehen wird, so ungefähr erleben nicht nur wir einige Aussagen, Aktionen und letzten Endes auch Berichte und Handlungen. Solche Dinge teilen sich uns auch aus teils haarstreubenden Nachrichten mit, die wir derzeit erhalten.
Wir dachten uns nach diesen drei wirklich großartigen Tagen in Berlin, der Ladenneueröffnung in Brixen und schlussendlich demWochende, dass wir das irgendwann durchaus ändern könnten. Wir haben es einfach satt, gewisse Dinge einfach so hinzunehmen, wie sie sind. Und genau daran werden wir ansetzen. Ganz bestimmt nicht durch das Ändern von Songtexten, auch ganz gewiss nicht durch eine Verweichlichung von irgendwas, ganz im Gegenteil, wir denken, wir sollten und werden den Weg, für den wir uns entschieden haben, genauso konsequent weitergehen, wie bisher. Einige Sachen werden wir dennoch in Angriff nehmen. Wie? Ja eigentlich durch gleich mehrere Dinge: Zum Einen durch eure Hilfe: Lasst uns weiterhin mit Menschen diskutieren, die schlussendlich auch nur irgendwie offen für Gespräche sind. Es gibt Leute, die eine Meinung haben und diese auch ewig so mit sich rum tragen. Genau hier hatten wir des Öfteren mit Menschen zu tun, die nach einer intensiven Auseinandersetzung mit uns oder euch plötzlich eine ganz andere Meinung vertreten haben. Hier kommt eine Aussage, die wir schon sehr oft gehört haben: Jetzt wird mir einiges klar, aber im Ernst, das wusste ich gar nicht. Oder noch öfter: Ich hab gedacht, wenn das alle schreiben, wird das sicher stimmen. Geht mal mit diesen Leuten aktiv ins Gespräch, liefert Argumente, hört ihnen auch zu und zeigt ihnen auf, wo die moralischen Grenzen zwischen einem „nicht toll finden“ und einer unmenschlichen „Verfolgung“ liegen.
Des weiteren zeigen eigene Erfahrungen mit Menschen auf Konzerten, im Freundeskreis, eben in der Frei.Wild-Familie ungemein klar und deutlich, was uns alle hier verbindet und was ganz bestimmt alles andere als faschistoid oder sonst was ist. Es ist doch letzten Endes die Liebe zu Musik, es sind die Freundschaften, die daraus entstehen, vielleicht auch das gemeinsame Durchhalten in schwierigen Zeiten und zu guter Letzt doch auch die Toleranz jedem Menschen gegenüber, die man gemeinsam erreichen kann. Erlebtes ist immer glaubwürdiger als nur Gehörtes oder Gelesenes. Hier habt ihr alle einen klaren Vorteil. Wir ja auch, sonst hätten wir schon lange das Handtuch geworfen.
Drittens, diese eine Woche der Vö, in der tatsächlich schon jetzt die Wogen hochzugehen scheinen, ob Frei.Wild sich in die vordersten Chartränge stellen wird oder nicht. Diese Entscheidung ist für uns selbst zwar irgendwie auch wichtig, im Endeffekt zählen aber weit wichtigere Dinge als das. Dennoch, lasst gewissen hasserfüllten Onlinekriegern, die derzeit auf diversen „Still“- Portalen ihre Grütze abfeuern, nicht das Feld. Verdammt noch mal, wir scheißen ja auch nicht in die Produktbeschriebungen von KK und Co. Es wäre uns eine Freude, euch dabei zu haben, genau diesen Leuten mit intelligenten Worten, ganz bedacht und ohne Zorn zu beweisen, dass man bei Frei.Wild zwar auch Schaden anrichten, Frei.Wilds Ländereinen aber auf keinen Fall auf diese hinterhältige Art und Weise einnehmen kann.
Einen Stein auf den anderen, mit Herz und Verstand, das soll das Motto sein, das vielleicht beim ein oder anderen den Schalter umlegen kann.
Auf das Album, auf die Konzerte, auf uns alle.
Eure Band