Pauken statt auf die Pauke hauen
Was macht der Frei.Wild-Sänger in der Schule?
Agrar statt Aggro!
Normalerweise sorgt dieser Rocker mit harten Songs und großer Klappe für Schlagzeilen und ausverkaufte Hallen. Philipp Burger, Sänger der Südtiroler Band Frei.Wild. Jetzt gönnt sich der 33-Jährige eine kleine Auszeit vom Rockstar-Leben: Denn er wird Landwirt – und geht wieder in die Schule.
Catering, gratis Bier, Handlanger überall. Als Rockstar muss man sich um nichts kümmern, jeder Wunsch wird von den Lippen abgelesen. Zumindest auf Tour. Doch zu Hause in Südtirol ist der Rock-Zirkus weit weit weg – hinter den sieben Bergen.
Seit Montag drückt Burger, der laut eigener Aussage „ein sehr guter Schüler“ war, in seiner Heimat wieder die Schulbank. Jeden Tag ab 9.30 Uhr, für sechs Stunden. In der Fachschule für Land- und Hauswirtschaft Salern büffelt Burger, um als Junglandwirt die Penne wieder zu verlassen.
„Diese Ausbildung öffnet mir jetzt die letzte Tür zu meinem größten Traum: Irgendwann meinen eigenen Bauernhof zu bearbeiten. Zu wissen, woher man seine Lebensmittel bezieht, fast autark leben zu können, ganz im Einklang mit der Natur zu stehen und dennoch sein eigener Chef zu sein, all das sind die Gründe hierfür.“
Auf dem Stundenplan stehen Düngerlehre, artgerechte Tierhaltung oder auch Alternativen zur Milchwirtschaft, wie zum Beispiel Gemüse und Beerenobst.
Bereits als Kind zog es Burger jeden Sommer auf den Bauernhof, arbeitete er als Knecht unter anderem auf dem „Baumannhof“ in Karnol bei Brixen. Über acht Jahre lang half und wohnte der Rocker jeden Sommer auf dem Hof. Jetzt will er selber das Handwerk erlernen.
Wie war es denn so zurück auf der Schulbank?
„Sehr ungewohnt, aber interessant. Der Zappel-Philipp bleibt seinem Ruf aber gerecht. Somit war das alles recht ähnlich zu früher, einzig die Pausenkippe schmeckte legaler.“
In einem halben Jahr erscheint ein neues Album, die Tour ist bereits jetzt schon fast ausverkauft. Ein seltsamer Zeitpunkt, um sich einem komplett anderen Leben zu widmen.
„Meine Anmeldung liegt mittlerweile über fünf Jahre zurück, dieses Jahr hat es endlich geklappt. Die Liste der Anmeldungen ist grenzenlos lang. Früher war ich Zimmermann und hatte eine eigene Firma. Daher weiß ich, dass körperliche Arbeit der perfekte Ausgleich zum Live-Stress oder den langen Nächten im Studio ist. Schweiß hilft gegen Kreativblockaden und Burn Out.“
Plant der Sänger seinen Abschied von Frei.Wild?
Fans können beruhigt sein. Er wird Gitarre und Mikro nicht für immer gegen Traktor und Milchkühe tauschen, wie er BILD versichert:
„Die Band wird es noch lange geben und das noch lauter als je zuvor, dennoch denke ich auch an eine Zeit danach. Das eine schließt das andere ja nicht aus. Ich bin schließlich nicht der einzige Musiker, der sich diesen Traum des eigenen Bauernhofs erfüllt.“
Nur eins trübte den ersten Schultag. Denn die in Deutschland so beliebte Zuckertüte blieb ihm verwehrt:
„Die gab es noch nie, diesen Brauch kennen wir in Südtirol nicht, es beginnt mit Speckbrot und endet mit Speckbrot, oder Bier (lacht).“