Leicht verdauliche Medizin sind die Südtiroler Deutschrocker von FREI.WILD von jeher nicht gewesen. Ungeschönt ehrlich und schnörkellos direkt zum Ausdruck gebracht, präsentiert die Gruppe in ihren Songtexten so manche bittere Pille der Wahrheit. Eine Behandlung, die nicht von jedem in der Gesellschaft vertragen wird –die aber genau deswegen einer immer größer werdenden Menge extrem gut tut:
2001 gegründet, haben sich FREI.WILD insbesondere während des vergangenen Jahres zu einer der gefragtesten Rockbands Deutschlands und Österreichs entwickelt. Co-Headliner-Positionen auf den wichtigsten Festivals, ausverkaufte Tourneen im 2000er-Hallenbereich und ein Top 15-Charteinstieg mit dem letzten Album „Hart Am Wind“ sprechen eine ebenso klare Sprache wie ihre Liedtexte. Wenn FREI.WILD, die überdies seit ihrer Gründung in der gleichen Besetzung spielen, am 15. Oktober das neue Album „Gegengift“ verabreichen, dann haben unzählige mündige Rockfans sehnlichst auf diese Dosis gewartet.
Ganz wie es dem Markenzeichen der Band entspricht, ist „Gegengift“ eine laute, echte, knallharte und unbequeme Substanz geworden. „Der Titel bringt auf den Punkt, worum es auf dem Album geht“, erklärt Sänger Philipp Burger. „Die Aussagen und das Handeln vieler Leute auf dieser Welt stehen in einem so kranken Zusammenhang miteinander, dass es einfach an irgendwas bedarf, was dagegen wirkt.“
Erneut drehen sich Songs und Texte über soziale Probleme, gesellschaftliche Benachteiligungen und ganz persönliche Gefühle und Erlebnisse. Wiederholt werden Sprache und Musik für Kritikrufe bei denjenigen sorgen, die harte Wahrheiten nicht vertragen. Und wieder wird die Musik von FREI.WILD genau damit mehr und mehr Menschen in ihren Bann ziehen. Menschen, die in FREI.WILD das Sprachrohr einer neuen Generation sehen; einer Generation, die geistig gesund genug ist, um damit umgehen zu können, dass das Leben keine weichgezeichnete Bergromantik ist.
FREI.WILD-Songs haben viel unverblümtere Botschaften. „Weil Du Mich Nur Verarscht Hast“ heißt einer der neuen Tracks und handelt von etwas, das jeder kennt „Man teilt aus, fühlt sich über alles erhaben, aber wie es im Leben oft so ist, kommt irgendwann alles auf einen zurück – inklusive der Frauen, die man früher mal besser hätte behandeln sollen“, beschreibt Philipp Burger. Auch bei „Auf Einen Neuanfang“ oder „Nicht Dein Tag“ werden persönliche Erfahrungen verarbeitet.
Das wohl autobiografischste Stück ist jedoch „Allein Nach Vorn“ – es wird am 1. Oktober als erste Single aus dem Album ausgekoppelt und fasst in dreieinhalb Minuten den Werdegang von FREI.WILD zusammen, Höhen und Tiefen inklusive, und nicht ohne sich dabei einer gehörigen Portion Provokation und Sarkasmus zu bedienen.
Trotz ihres stetig und rasant wachsenden Erfolges – drei längere ausverkaufte Tourneen mit je um die 2.000 Zuschauer und mehr als 30 Festivalauftritte hat die Mannschaft aus Brixen innerhalb nur eines Jahres absolviert – sind FREI.WILD sie selbst geblieben, außer, dass sie inzwischen von der Musik leben können (müssen) und keine Zeit mehr für Nebenjobs haben. Wer ihre Musik hört, merkt, wie bodenständig und echt die Menschen dahinter sind.
Eine Stärke, die auf die Wurzeln von FREI.WILD zurückzuführen ist – die vier Südtiroler entstammen einer Region, in der Bodenständigkeit Tradition hat. Südtirol ist von einer bewegten Geschichte voller Höhen und Tiefen geprägt - Reichtum, Armut und Überlebenstalente standen für die Bevölkerung dabei täglich dicht beieinander, so dass Charaktereigenschaften wie Durchhaltevermögen, Direktheit und Standhaftigkeit der Band praktisch in die Wiege gelegt sind.
Das neue Album „Gegengift“ ist damit nicht nur die längst nötige Medizin für alle, die beim Musikhören mehr als das Zudröhnen durch griffige Melodien wollen. Ist das „Gegengift“ für eine Generation Musikfans, die tagtäglich von Oberflächlichkeiten, kostruiert-heilen Plastikwelten und der allgemeinen Unfähigkeit, Dinge so direkt beim Namen zu nennen wie sie nun ein mal sind vergiftet werden.
Quelle: http://www.sureshotworx.de/index.php?pg=1495
Da habt ihr mal wieder n bisschen was zum lesen